Biocontrol

Monday, September 14, 2020 18:30-19:30, Visp, Restaurant Staldbach
Speaker(s): Daniel Zingg, Geschäftsführer der Andermatt Biocontrol AG

Daniel Zingg, CEO von Andermatt Biocontrol, stellte dieses Unternehmen vor. Gründer von Andermatt Biocontrol sind Martin und Isabel Andermatt. Sie haben das Unternehmen bereits zu ihrer Studentenzeit vor rund 30 Jahren gegründet. Anlass dazu war, dass Martin Andermatt zum Thema Insektenviren dissertierte. Da die Söhne des Gründerehepaares kein Interesse an der Übernahme des Unternehmens zeigten, entschlossen sich Martin und Isabel Andermatt, Unternehmensanteile an ihre Mitarbeiter zu verkaufen. Die Andermatt Biocontrol ist inzwischen ein internationales Unternehmen mit sechs Produktionsfirmen weltweit, zwölf Vermarktungsfirmen und über 300 Angestellten. Der jährliche Umsatz beläuft sich auf rund 60 Millionen Franken. Inzwischen handelt es sich nicht mehr nur um eine Gesellschaft, sondern um eine Firmengruppe mit Holdingstruktur, an deren Spitze die Andermatt Holding AG steht. Diese hält folgende Tochtergesellschaften: Andermatt Biocontrol, Andermatt Biogarten, Andermatt Biovet und Andermatt Service. Die Andermatt Biocontrol wiederum hält weitere Töchter, wobei es sich dabei in erster Linie um ausländische Gesellschaften handelt. Seit Gründung der Andermatt Biocontrol ist das Unternehmen jährlich um rund 15% gewachsen. Dies entspricht etwa auch dem Marktwachstum. Ziel ist es, dieses Wachstum beibehalten zu können. Inzwischen werden die Produkte in 60 Ländern vertrieben, mit 20 zusätzlichen Ländern steht man in Verhandlung. Ziel ist es auch, weitere Märkte zu erschliessen, etwa China oder andere asiatische Märkte.

Die Andermatt Biocontrol hat sich dem biologischen Pflanzenschutz verschrieben. Die Spezialität des Unternehmens liegt in den Insektenviren und in der Bekämpfung von Schmetterlingsraupen. Das Konzept liegt darin, dass die Viren von den Raupen gefressen werden, sich in der Raupe vermehren und das Virus schliesslich den spezifischen Schädling zerstört. Dadurch dass das Virus auf einen spezifischen Schädling ausgerichtet ist, hat dieser biologische Pflanzenschutz keine Auswirkungen auf die restliche Umwelt. Da die Produkte im Vergleich zu chemischem Pflanzenschutz relativ schnell zerfallen, gibt es nur sehr wenige Rückstände in der Umwelt.

Treiber der Idee von biologischem Pflanzenschutz sind etwa Megatrends wie die steigende Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln, jedoch auch neue Regularien, die Erhaltung der Biodiversität sowie die Bereitschaft zu Investitionen.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Unternehmens ist auch dessen Managementsystem, nämlich das Lean Management, wie man es beispielsweise aus der Autoindustrie kennt. Man macht sich die Schwarmintelligenz zu nutze und versucht, nahe beim Kunden zu sein, um dessen Bedürfnisse zu erfahren und diese zu übernehmen.

Eine Herausforderung ist, dass sämtliche Produkte den normalen Registrierungsvorgang durchlaufen müssen. Dies ist nicht nur zeit- sondern auch kostenintensiv. So dauert die Registrierung eines Produktes in Europa etwa fünf Jahre und kostet eine Million Franken. Daher dauert es immer mehrere Jahre, bis ein Produkt überhaupt eingeführt werden kann. Die Produkte müssen den ganz normalen Registrierungsvorgang durchlaufen. Es müssen alle Produktedetails aufgezeigt werden, insbesondere auch ein Ausblick gemacht werden, so dass etwa aufgezeigt werden muss, wie das Produkt auf einen allfälligen Temperaturanstieg reagiert.

Auch im Bereich des Pflanzenschutzes ist der Klimawandel sichtbar. So wird das Produkt Madex seit 1988 eingesetzt. Es wird immer dasselbe Rechnungsmodell angewendet. Über all die Jahre hinweg zeigten sich Veränderungen. So muss das Produkt im Vergleich zu früher bereits im Mai eingesetzt werden, früher war dies erst im Juni der Fall.

Das Potenzial von biologischem Pflanzenschutz ist immens. Man geht davon aus, dass der biologische Pflanzenschutz bereits in 25 Jahren grösser sein wird, als der chemische Pflanzenschutz. Der chemische Pflanzenschutz kann schlicht nicht mehr alle Bedürfnisse abdecken.

Sollte die Pestizid-Initiative angenommen werden, wird dies eine positive Thematisierung des biologischen Pflanzenschutzes zur Folge haben. Dies wird aber die Bauern vor grosse Herausforderungen stellen, zumal viele Bauern für das Thema biologischer Pflanzenschutz nicht sensibel sind. Die Andermatt Biocontrol will aber eine möglichst gute Lösung. Mit biologischem Pflanzenschutz ist bereits viel möglich. Sollten aber die Pestizide wegfallen, müssten noch einige Lücken geschlossen werden, wie etwa der Ersatz von Kupfer in biologischen Pflanzenschutzmitteln.

Berichterstatterin Chantal Carlen

Daniel Zingg, CEO von Biocpontrol