Zukünftige Multinutzung der Wasserkraft

Monday, September 21, 2020 18:30-19:30, Brig, Restaurant Stockalperhof
Speaker(s): Beat Imboden, Asset Manager Alpiq AG

Präsident Diego Schmidhalter begrüsst die anwesenden Rotarier und stellt kurz den Lebenslauf von unserem heutigen Referent Beat Imboden vor. Der 55-jährige Steger ist Projekt- und Assetmanager bei der Alpiq AG, dem Schweizer Energiekonzern mit Sitz in Olten. Der Energiekonzern ist der zweitgrösste Produzent der Schweiz und der grösste im Wallis.

Die Präsentation beginnt mit einem Bild der Staumauer Gebidem. Der Stausee befindet sich oberhalb der Massaschlucht und wird vom Aletschgletscher gespiesen. Bei der Staumauer handelt es sich um eine sogenannte Bogenstaumauer, welche sehr schlank wirkt. Die Kraftwerkszentrale Electra-Masse befindet sich in Bitsch.

Es folgt ein Auszug verschiedener Anlagen, an welchen die Alpiq AG beteiligt ist. Darunter gehören unter anderem das Speicherkraftwerk Simplon, die Grande Dixence, sowie Nant de Drance. Letzteres befindet sich zurzeit noch im Bau. Die Inbetriebnahme ist für nächstes Jahr terminiert und wird rund 2 Milliarden Kilowattstunden jährlich produzieren. Das Wasserkraftwerk Tannuwald im Zwischbergental wurde letztes Jahr komplett saniert. Die Alpiq AG investiert regelmässig in ihre Kraftwerke, um einen effizienten und leistungsfähigen Betrieb sicherstellen zu können. So wird auch das Kraftwerk in Bitsch demnächst erneuert.

Wie wir alle wissen steigt der Energieverbrauch, aber leider auch die Temperaturen. Der Gletscherschwund, bedingt durch den Klimawandel, schreitet sogar schneller voran, als dies ältere ETH Studien berechnet haben. Wasserkraft in Kombination mit erneuerbaren Energien werden in Zukunft immer wichtiger. Die 2017 angenommene Energiestrategie 2050 mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernkraft zeigt auf, dass wir umso mehr auf die Wasserkraft angewiesen sind. Das Verhältnis von Wasserkraft zu Kernkraft beträgt aktuell 55 zu 35 %. Entgegen der weit verbreiteten Annahme der drohenden Wasserknappheit auch in unserer Region, sagt Beat Imboden, das Wallis werde immer genügend Wasser haben. Auch in 100 bis 200 Jahren sei nur mit punktuellen Engpässen zu rechnen. Die Stromgewinnung durch Sonnenenergie wird zukünftig zunehmen - sie macht zurzeit lediglich 3% aus. Diese Erkenntnisse zeigen uns die Wichtigkeit für den Bau von neuen Speicherseen auf, um die Spitzen im Winter zu decken und somit die Stromversorgungssicherheit sicherzustellen. Zudem weist die Wasserkraft etliche Vorteile auf. Sie ist einheimisch, co2-frei, speicher- und regulierbar.

Zukünftige Multinutzung der Wasserkraft - was bedeutet das nun?

Die Hauptnutzung ist nach wie vor die Stromproduktion, jedoch gibt es ein breites Spektrum an weiteren Bereichen wie Hochwasserschutz, Trink- und Brauchwasser, Landwirtschaft, Tourismus, Brandschutz oder auch die Kiesausbeutung. Beat Imboden zeigt uns einige konkrete Beispiele der Multinutzung auf. So zum Beispiel die Beschneiung der Pisten der Zermatt Bergbahnen AG, die Kühlung der Lonza oder der Waldbrandschutz auf der Simplon Südseite, um nur einige Beispiele zu nennen.

Bezüglich des Baus von neuen Speicherseen ist das Wallis gut positioniert. In den nächsten 20 bis 100 Jahren entstehen viele natürliche Seen. Ausbaupotenziale gibt es einige im Oberwallis, angefangen im Goms, über das Aletschgebiet bis hin in die Vispertäler mit Zermatt. Das Wallis hat aber auch überproportional viele Schutzgebiete. Daher braucht es eine ausgewogene Abwägung zwischen Schutz und Nutzung. Die Zeitspanne von der Projektierung bis zur Inbetriebnahme dauert für grosse Projekte an die 25 Jahre, weshalb hier Weitsicht und eine gute Vorausplanung gefragt ist. Zu diesem Zweck wird regelmässig die Zusammenarbeit mit der ETH gesucht. Die erarbeiteten Szenarien helfen, um die Stromversorgungssicherheit auch in weiter Zukunft zu gewährleisten.

Beat Imboden schliesst die Präsentation mit dem Fazit, dass es einen breiten Konsens zwischen den verschiedenen Parteien wie Eigner, Politik, Behörden, den Umweltverbänden und den Lokalen braucht.

Berichterstatterin Sandra Imboden