Immersed tunnel in the bay of Oslo, Englisch

Monday, February 1, 2021 18:30-19:30, Online-Meeting
Speaker(s):

Dr. Ian Markey

Referent Ian Markey ist Bauingenieur und studierte an der Universität in Dublin. Er doktorierte an der EPFL in Lausanne. Nun arbeitet Ian Markey für das norwegische Strassenverkehrsamt. Dieses ist verantwortlich für das nationale Strassennetz, jedoch auch für die Vergabe von Fahrausweisen und dergleichen. Ziel des norwegischen Strassenverkehrsamtes ist es, bis ins Jahre 2050 ein effizientes, sicheres und umweltfreundliches Transportsystem zu schaffen. Seit den 1970er Jahren stieg die Anzahl Autos kontinuierlich an, wohingegen jedoch die Anzahl tödlicher Unfälle immer mehr abnahm. Die Umwelt ist ein sehr wichtiges Anliegen des norwegischen Strassenverkehrsamtes. Dieses betreibt auch Fährhäfen. Ziel ist es auch hier, diese möglichst umweltfreundlich auszugestalten. Weiter hat dieses Amt auch ein Projekt geschaffen, welches sich Touristic Roads of Norway nennt und insbesondere Touristen an schöne Punkte von Norwegen bringen soll.

In Norwegen gibt es sehr viele Tunnel. Im Jahr 2020 belief sich die Anzahl Tunnels auf 1'400, wovon ein Grossteil Felstunnel sind. Das norwegische Tunnelnetz beträgt über 1'250 Kilometer. Der längste Tunnel weist eine Länge von 24.5 Kilometer auf. Auch gibt es in Norwegen viele Unterwasser-Tunnels, etwa um die vielen Inseln zu erreichen. Jährlich werden rund 30 Kilometer Tunnel gebaut.

Im Oslo-Fjord befanden sich viele Industriegebiete, insbesondere bedingt durch die vielen Häfen, welche dort waren. Diese wurden aber immer weniger genutzt. Schon früh entstand daher die Idee, den Leuten den Fjord zurückzugeben. Ein erstes wichtiges Projekt wurde dabei bereits vor 25 Jahren verwirklicht. Aus einem stillgelegten Hafen wurde das Quartier Aker Brygge geschaffen, welches heute viele Restaurants, Büros, Läden, aber auch Wohnungen umfasst.

So entstand auch das Bjørvika-Projekt mit dem Unterwasser-Tunnel. Bjørvika ist ein Gebiet, welches unmittelbar im Oslo-Fjord liegt und vor allem Industriegebiete sowie alte Häfen aufwies, welche bis etwa in den 70er Jahren betrieben wurden. Die Idee war, den Verkehr aus der Bucht zu verlagern und die Autobahn in bzw. unter den Fjord zu versetzen, eine neue Strasse zu bauen und ein weiteres Wohn- und Arbeitsviertel, jedoch auch eine neue Badebucht zu schaffen. Auch die neue Oper wurde in dieses Projekt integriert. Das ganze Gebiet sollte entwickelt werden. Das Budget im Jahr 2003 wurde auf 3'500 Millionen Norwegische Kronen festgesetzt. Der Tunnel wurde in den Jahren 2005-2011 gebaut, mit dem Ziel, die bis anhin der Bucht entlang geführte Autobahn, in den Fjord zu versetzen. Der Tunnel, welcher errichtet werden sollte, ist aber kein Felstunnel. Vielmehr wurde der schwimmende Tunnel auf beiden Seiten der Bucht an die bestehenden Felstunnel angeschlossen. Dazwischen wurden mehrere Elemente aneinandergereiht und anschliessend mit Ballast versenkt. Diese Art des Tunnelbaus ist viel einfacher, als dies etwa bei einem Felstunnel der Fall ist, da dieser viel tiefer sein müsste. Diese Art des Tunnelbaus ermöglicht es zudem auch, dass Schiffe darüber passieren können. Der Tunnel befindet sich nur rund 8 bis 11 Meter unter der Meereshöhe. Der Tunnel im Fjord weist eine Länge von 675 Meter auf, wenn die eingebrauchten, bestehenden Tunnels mitgerechnet werde, beläuft sich die Länge auf einen Kilometer. Der Tunnel hat sechs Elemente, wovon jedes 112.5 Meter lang ist und ca. 30'000 Tonnen wiegt. Jedes Element hat zudem fünf Segmente und einen Notausgang. Jedes Element hat zudem zwei Röhren. Diese Elemente wurden in einem trockengelegten Dock in Bergen produziert. Sobald ein Element fertig gestellt war, wurde das Dock mit Wasser gefüllt, so dass das Element mit dem Wasser anstieg und schwimmend mittels Schiff der norwegischen Küste entlang nach Oslo transportiert werden konnte. Da Bergen rund 800 Kilometer von Oslo entfernt ist, dauerte der Transport jeweils fünf Tage. Die Produktionszeit pro Element dauerte zudem acht Monate. Mittels Kränen wurden die Elemente sodann im Oslo-Fjord platziert und mit Gewichten versenkt. Auf die Elemente wurden sodann Ballast-Tanke montiert, damit sie auch versenkt blieben. Die Elemente wurden schliesslich verbunden und der Tunnel innen ausgebaut. Grundsätzlich ist es aber so, dass der Tunnel schwimmt und nicht starr befestigt ist. Die Lebensdauer dieses Tunnels wird auf rund 100 Jahre geschätzt. Da jedes Element zudem fünf Segmente aufweist und diese mit speziellen Verbindungen verbunden sind und sich zudem auch Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen befinden, kann Erdbewegungen und insbesondere auch kleineren Erdbeben entgegengewirkt werden. Nachdem der Verkehr schliesslich in den Tunnel verlagert werden konnte, wurde die neue Hauptstrasse durch Oslo gebaut. Diese erschliesst das dort neu errichtete Wohngebiet und führt auch eine Tramlinie dort hin. Die Strasse wurde zudem mit vielen Bäumen begrünt. Überdies wurde die neue Badebucht errichtet. Ein grosses Anliegen nach Fertigstellung dieses Projekts war auch die Reinigung des Fjords. Durch den jahrelangen Hafen- und Industriebetrieb wies dieser grosse Verschmutzungen auf, darum wurde verschmutztes Land abgetragen und sauberes Kies hergeschafft.

Berichterstatterin Chantal Carlen


Referent Dr. Ian Marley direkt aus Oslo, Norwegen