Diego Schmidhalter begrüsst die Mitglieder des Rotary Clubs Brig vor der Festung in Naters, von wo aus man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt Brig geniesst. Sogleich erteilt er Reinhard Eyer - allen bekannt als ehemaliger Walliser Korrespondent des Radios SRF und Journalist - das Wort. In seiner Freizeit ist er passionierter Strahler und war Hauptinitiant des Schweizer Strahlermuseums in Naters, welches im August 2018 seine Türen öffnete.
Zunächst gibt uns Reinhard Eyer einen kurzen historischen Abriss über die Festung Naters. Diese wurde in 2 Etappen errichtet und diente der Schweizer Armee als Munitionslager. Von hier aus wurden der strategisch wichtige Simplonpass und der Simplon-Eisenbahntunnel geschützt. Das Stollensystem der Festung erstreckt sich über eine Länge von insgesamt einem Kilometer und beherbergt heute neben dem Schweizer Strahler- auch das Garde- und Festungsmuseum. Nirgendwo im Oberwallis gibt es so viele Museen an einem Ort und somit kann die Festung als Museumszentrum des Oberwallis bezeichnet werden.
Der Name Strahlermuseum wurde bewusst gewählt. In diesem Museum befasst man sich nicht mit den Mineralien selber sondern mit der Frage, wie aus anorganischer Masse ein Kristall entstehen bzw. wachsen kann. Je nach Gebiet sind in den Steinen und Felsen verschiedene Mineralien enthalten. Je mehr Mineralien vorhanden sind umso mehr Kristalle gibt es. Allein im Kanton Wallis gibt es über 400 verschiedene Mineralien. Sobald diese Mineralien kristallisieren entsteht daraus ein Kristall.
Nachdem uns Reinhard Eyer die wichtigsten Werkzeuge eines Strahlers erklärt hatte, betraten wir das eigentliche Museum. Hier wird anhand einer Schweizer Karte veranschaulicht, in welchen Regionen der Schweiz welche Gesteinsarten zu finden sind. Während der Jura eher für seine versteinerten Fossilien bekannt ist und das Mittelland hauptsächlich aus Molasse (Abtragungsschutt aus den Alpen) besteht, lassen die Alpen aufgrund ihrer Vielfalt an Mineralien das Herz eines jeden Strahlers höher schlagen.
Damit ein Kristall entsteht braucht es Hitze und Druck. Der Entstehungsprozess eines Kristalls, welchen wir in einer Felskluft finden, begann vor 5 bis 10 Millionen Jahren in 10 bis 12 Kilometern Tiefe. Je höher die Temperaturen unter welcher der Kristall entstand waren, umso härter ist er (Diamant ca. 1‘000°C / Quarz ca. 400°C). Die Bausteine sind Atome und Moleküle welche in einer sehr symmetrischen inneren Struktur zusammenwachsen. Es handelt sich dabei um 4 gleichschenklige Dreiecke (Tetraeder) welche sich nahtlos aneinander schichten.
Damit das Glück dem Strahler hold ist, muss man die Entstehungsgeschichte einer Kluft kennen. Wo der Fels mit leichten Quarzbändern durchzogen ist, sucht das geübte Auge des Strahlers nach Klüften innerhalb von geschwungenen Formen. Eine Kluft entsteht durch Druck und da der Druck nicht bloss an einer einzelnen Stelle gewirkt haben kann, wird es in der Nähe mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere Klüfte geben.
Aufgrund eines Fundes im Kanton Uri geht man davon aus, dass man in der Schweiz bereits vor 8000 Jahren nach Kristallen gesucht hat. Auszüge aus einem Buch zeigen zudem, dass die kostbaren Steine aus dem Wallis bereits vor unserer Zeit sehr begehrt waren. So war nicht nur Napoleon (1769 – 1821) stolzer Besitzer eines 800 kg schweren Kristalls („Quarz des Napoleon“) aus dem Oberwallis sondern auch der Sarg von Karl Borromäus (1538 - 1584) im Mailänder Dom ist mit Kristallen aus dem Oberwallis reich dekoriert.
Anhand eines Kurzfilms wird den Rotariern nochmals die Entstehungsgeschichte der Kristalle und die Leidenschaft eines Strahlers näher gebracht.
Der Abend schliesst mit einer reichhaltigen Walliser Platte im Kulturfels, und auch ein guter Tropfen aus dem Keller von Killian Schnyder durfte nicht fehlen.
Berichterstatter Daniel Volken
