Open Air Gampel / Ein Blick hinter die Bühne

lundi 10 septembre 2018 18:30, Restaurant Staldbach
Conférencier(s): Olivier Imboden
Organisateur(s):
  • Christopher Mair

Open Air Gampel / Ein Blick hinter die Bühne
Das Open Air bewegt das Wallis und ist der mit Abstand grösste Kulturanlass im Kanton. Mit seinem Logo, dem (Gampier) Bock, ist es weit über die Grenzen des Wallis’ bekannt und Touristenmagnet erster Klasse. Dies zeigt sich auch in den beeindruckenden Zahlen des Open Airs. In den 33 Jahren des Festivals konnten die Zuschauerzahlen bis auf 115'000 (2017) gesteigert werden. Im Lauf der Zeit gab es viele Höhen und Tiefen. Mit Joe Cocker war das Festival erstmals im Jahr 2000 ausverkauft, im Gegenpol dazu steht das finanzielle Fiasko 1991.

Gampel ist ein wandlungsfähiges Festival, das mit der Zeit und den Vorlieben seiner Besucher mitgeht. Als das Open Air Gampel (OAG) von einem Journalisten des Bund sehr verrissen wurde, er bezeichnete es als Chilbi und Party, machten die Verantwortlichen das Beste aus dieser Situation und nannten das Festivals ab nun Iischi Party (2009). Dieser ‘Brand’ steht seitdem für das OAG und soll die Unabhängigkeit und das gewisse Etwas in den Vordergrund stellen. Die Party steht im Zentrum und dazu gehört nicht nur Musik und Tanz sondern auch diverseste Stände und Bars, Dienstleistungen und nicht zu vergessen die Side Events (Einkaufsstrasse, Wedding Chapel) welche den Besuchern auch das Walliser Flair näher bringen.

Da das junge Publikum - 68% aller Besucher sind zwischen 17 du 25 Jahren alt – durch Musik streamen andere Hörgewohnheiten entwickelt hat, wurde das Festivalprogramm ab 2014 vielfältiger aufgestellt. Die sehr breite Stilvielfalt bei Bands spricht die Jungen an, sie kommen zahlreich, v.a. aus der Deutschschweiz. Auch die Werbung hat sich an das Konsumverhalten der Besucher angepasst und weiterentwickelt. Digitales Marketing, Kampagnen mit div. Videos, Jeiziner Oswi (der digitale Moderator des Festivals (ein Werk von Framefarm) sind Beispiele für die Innovationen, welche das Festival und nicht die Bands ins Zentrum der Veranstaltung rücken.

Einem zentralen Begriff der Gegenwart – der Nachhaltigkeit – wird auch in Gampel Rechnung getragen. Mit einer Verkleinerung der Müllberge, der Nutzung des öffentlichen Verkehrsmittels, der Vermarktung von regionalen Nahrungsmittel, der Bereitstellung von gratis Trinkwasser, umweltverträglichen Geschirr aus Naturfaser und Milchsäure, sind bereits Ziele erreicht worden, welche in der festivaleigenen Nachhaltigkeits-Charta festgelegt wurden.

Da das OK in keinem Bereich stehenbleiben will und kann, wird fleissig an der künftigen Struktur gearbeitet. Eine Dachorganisation bestehend aus allen wichtigen Festivalplayern (Gemeinde, Ortsmarketing, Tourismus, Skigebiet, Bähnli Jeizinen, Gewerbeverein, Open Air Gampel) hat sich die Förderung des Tourismus’ auf die Fahnen geschrieben und möchte das OAG als ganzjährig erlebbar und vermarktbar etablieren. Dazu wurden verschiedene Projekte umgesetzt bzw. Ideen fokussiert, wie der Walk of Stars, eine Kooperation mit der HESO, das OAG als Schulthema usw.

Das Festival muss aufgrund der Förderbestimmungen der Lotterie Romande als Verein geführt werden, nur an Vereine werden Förderbeiträge ausgeschüttet. Diese werden auch benötigt, denn die rund 1500 Mitarbeiter, die während vier Tagen im Einsatz sind, werden bezahlt. Das Budget selbst umfasst 8,5 Mio. CHF. Diese Einnahmen setzen sich aus 54 % Ticketing, 22% Gastronomie, 12% Sponsoring, 4% Lotterie Romande und Staat, zusammen. Diesen stehen beträchtliche Ausgaben gegenüber, welche für 17 % Bau/Infrastruktur, 13% Waren, 10% Sicherheit, 7% Werbung und 34% Programm (davon 2/3 Gage, 10% Quellensteuer, 11% Gebühren und Abgaben) aufgewendet werden.

Aufgrund div. Vorfälle bei anderen Grossveranstaltungen der letzten Jahre, musste auch für das OAG ein Risk Management eingerichtet werden. Durch eine systematische Erfassung aller potentiellen Gefahren und ihrer Priorisierung in einem Gefahrenkatalog, wappneten sich die Veranstalter für alle etwaigen Probleme. Um die Sicherheit, auch in unvorhersehbaren Situationen gewährleisten zu können, wird das Gelände (Zaun, Betonblöcke) abgesperrt, mit Videokameras und Personenkontrollen überwacht. Es patrouillieren Sicherheitsdienste und Polizei. Wie bei allen Freiluftveranstaltungen muss auch in Gampel das Wetter beobachtet werden, denn unerwartete Wetterveränderung (Gewitter, Sturm) bringen enorme Gefahren für Besucher und Infrastruktur mit sich.

Die Sicherheit des Gehörs wird durch genaues Einhalten der Lärmschutzverordnungen erreicht, ausserdem werden verschiede Präventionstools ausgeteilt. 770 Mitarbeiter (Sanitäter, Ärzte, Psychologen, AIDS Berater, Security und Feuerwehr) sind im Einsatz um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Die 5500 Zelte werden am 16ha grossen Camping Areal in verschiedene Sektoren eingeteilt. Die Kombination von Park and Ride und Postauto Wallis ermöglicht es, 30'000 Passagiere zum und vom Gelände zu bringen.

Somit kann der Veranstalter auch gewährleisten, dass die rund 100 Medienvertreter (SRF3, MTV, Watson, Gampel TV, WB) positive und marketinggerechte Bilder nach aussen senden. Hier spielt Olivier als Kopf der Festival- und Krisenkommunikation und bei der Koordination der Interviews eine gewichtige Rolle. Nach einem kurzen Film mit Eindrücken von Gampel 2018 endet dieser spannende und vielfältige Vortrag.

Rot. Christopher Mair

Bulletin 2018-11

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