Sättigungstauchen bei Unterwasserarbeiten

lunedì 22 marzo 2021 18:30-19:30, Online-Meeting
Relatore/i:

Elmar Kämpfen

Clubpräsident Diego Schmidhalter begrüsst die Rotarymitglieder zum 35. Meeting. Infolge Corona findet das Meeting online statt.

Der Clubpräsident übergibt das Wort Elmar Kämpfen. Er berichtet über Sättigungstauchen bei Unterwasserarbeiten von der Punt dal Gall Staumauer. Die Staumauer befindet sich im Kanton Graubünden an der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Italien angrenzend zum schweizerischen Nationalpark. Sie ist 130 m hoch, hat eine Kronenlänge von 540 m und staut den Spöl und den Ova dal Gall aus dem italienischen Livignotal mit 164'000’000 m3. Das Bauwerk wurde 1968 fertiggestellt. 2016 mussten verschiedene Bauteile revidiert werden, damit das Kraftwerk weiter sicher betrieben werden konnte. Anstelle der günstigeren aber aus Naturschutzgründen riskanteren Variante, den Stausee zu entleeren, kam eine Lösung mit Sättigungstauchern der Firma Hydrokarst zum Einsatz.

Beim Sättigungstauchen handelt es sich um Langzeittauchgänge, bei denen der Taucher sich vollständig mit Stickstoff oder einem anderen Inertgas wie Helium sättigt. Hierbei leben die Berufstaucher oft wochenlang zwischen den Tauchgängen in speziellen Druckkammern.

Im Jahre 2013 kam es zu einer gravierenden Panne. Bei sehr tiefem Seestand gelangte über die Dotieranlage Schlamm in den Spöl. Die Wasserzufuhr zum Nationalpark wurde unterbrochen. Die Dotierwasserfassung war verstopft. Um den Spöl möglichst rasch wieder mit Wasser zu versorgen, öffneten Mitarbeiter des Kraftwerkes den Grundablass, worauf noch mehr Schlamm aus dem Stausee in den Spöl eingetragen wurde. Infolge verendeten viele Bachforellen und Seesaiblinge.

Die Engadiner Kraftwerke entschieden sich für die Revidierung der Anlage mittels Sättigungstauchern, weil man das mit einer Entleerung des Sees verbundene Risiko eines Schlammeintrags in den Spöl nicht wieder eingehen wollte.

Die Sanierung bei vollem Stausee hatte folgende Vorteile; Reduktion des Risikos einer Verschmutzung der Spöl, keine Verluste bei der Turbinierung des Wassers aus dem Lago di Livigno. Dem gegenüber standen aber auch Nachteile wie Mehrkosten für die Unterwasserarbeiten von ca. CHF 12 Mio. (Gesamtkosten Sanierung CHF 20 Mio.) und Unsicherheiten bei der Ausführung der Unterwasserarbeiten.

Das Oberflächentauchen findet in einer Höhe von 0 bis 50 m statt. Das Sättigungstauchen findet in einer Tiefe von 40 bis 200 m statt. Der Logistikaufwand und der Aufwand pro Tauchgang (4 Taucher und 15 Personen Betreuung über Wasser) ist beim Sättigungstauchen höher als beim Oberflächentauchen. Der Anteil Arbeitszeit zur Dekompressionszeit ist beim Sättigungstauchen höher, die Sicherheit für jeden Taucher ist höher, da es nur eine Dekompression am Schluss gibt und die Tauchtiefe spielt beim Sättigungstauchen keine Rolle gegenüber dem Oberflächentauchen.

Zur Akklimatisierung infolge des hohen Druckes lebten die Taucher bis zu einem Monat in engen Druckkammern. Zum Fuss der Staumauer gelangten sie auf der Seeseite mit einer Tauchglocke. In dieser herrschte mit 9 bar der gleiche Druck wie in der Druckkammer am Fuss der Staumauer seeseitig. Gearbeitet wurden dort in 3 Schichten. Eine Schicht dauerte rund 8 Stunden. Bei den Einläufen zum Grundablass sowie für das Dotierwasser montierten die Taucher je einen Deckel bei den Einläufen zum Grundablass sowie für das Dotierwasser. Anschliessend konnten die Bauteile von der Staumauer her im Trockenen revidiert werden.

Um den Körper wieder an die normalen Druckverhältnisse anzupassen, durfte der Druck nur langsam verringert werden. Die Dekompressionszeit dauerte 5 Tage.

Nach den Regularien, pünktlich um 19.30 schliesst Clubpräsident Diego Schmidhalter das Onlinemeeting.

Berichterstatterin Melanie Pfammatter 

Die schwimmende Plattform mit den Installationen für das Sättigungstauchen