Freundschaftsmeeting

Monday, October 12, 2020 18:30-19:30, Visp, Restaurant Staldbach
Speaker(s): Christoph Kühnhanss

Der Referent Christoph Kühnhanss studierte Philosophie und Politik an der Universität Genf. Später gründete er die Navigas AG, welche in der Personalberatung tätig ist. Diese Gesellschaft verkaufte er dann wieder. Im Jahre 2019 erlangte er einen Master in Soziologie an der Universität Bern, an welcher er nach wie vor als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist. Überdies schrieb er zwei Bücher „Sich bewerben heisst für sich zu werben“ und „Gigamord“. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität in Bern ist er in der Entwicklungssoziologie tätig. Die Entwicklungssoziologie befasst sich in erster Linie mit Fragen wie, warum ist die Schweiz so reich oder warum ist El Salvador so arm? Eine Antwort auf diese Fragen konnte bisher aber nicht gefunden werden. Man weiss schlichtweg nicht, welche Kriterien schliesslich Ausschlag für die Wirtschaftlichkeit eines Landes waren.

Kühnhanss berichtet über sein Forschungsprojekt in El Salvador. Es handelt sich dabei um ein Projekt, welches sich Consciente nennt. Der Fokus dieses Projekts liegt auf der Bildung im Nord-Osten von El Salvador. Im dortigen Gebiet sind rund 200'000 Menschen wohnhaft. Das mittlere Einkommen beläuft sich auf 3.80 Dollar und im Durchschnitt kommen die Bewohner auf 5.4 Bildungsjahre. Consciente ist eine Stiftung, welche aus einem 11-köpfigen Team besteht. Überdies gibt es einen Vorstand in der Schweiz, welcher als Verein organisiert ist. Consciente verfolgt drei Projekte:

  • Stipendienprogramm: es geht dabei um Entwicklungszusammenarbeit. Private Sponsoren finanzieren die Bildung von jungen Leuten. Zudem wird auch ein Wohnheim unterstützt, in welchem die Studenten untergebracht werden können. Im Gegenzug müssen die unterstützten Studenten Sozialstunden leisten und sich ebenfalls an Projekten beteiligen. Die Studenten werden sorgfältig ausgewählt. Im Rahmen dieses Programms unterstützt Kühnhanss auch privat zwei Mädchen. Diesen wurde auch ein Besuch in der Schweiz ermöglicht. Dabei gefiel ihnen insbesondere die Sicherheit in der Schweiz, wie auch der Umstand, dass sauberes Wasser aus dem Wasserhahn fliesst. Nicht gefallen hat ihnen jedoch, dass Familien nicht zusammenleben und viel Alkohol konsumiert wird.
  • Nachhaltigkeitsbildung: im Rahmen dieses Projekts werden sozial- und gesellschaftspolitische Themen vermittelt, wie etwa Gleichberechtigung, Verhütung, Umwelt, Gesundheit. Die Angestellten der Stiftung besuchen zu diesem Zweck Vereine und Gemeinden, um Wissen zu vermitteln.
  • Bildungsinnovation: das Bildungssystem in El Salvador ist extrem veraltet. Dies wird im Rahmen dieses Projekts versucht, zu ändern. So wurde etwa Computer-Assisted-Learning eingeführt. Es wurden 40 Lehrer angestellt und 1'400 Computer verteilt. Derzeit nehmen 2'700 Kinder an diesem Programm teil. Die Leistung der Kinder hat sich signifikant verbessert. Es stellte sich jedoch heraus, dass auch die Lehrer sehr schlecht ausgebildet sind und grösstenteils den von ihnen zu vermittelnde Stoff nicht beherrschen. Daher wurde auch das Computer-Assisted-Teacher-Learning ins Leben gerufen, um die Ausbildung der Lehrer zu verbessern. Jedoch konnten keine grossen Fortschritte erzielt werden.

Die Kinder in El Salvador sind sehr motiviert. Viele von ihnen haben zuvor noch nie einen Computer gesehen. Wer in El Salvador keinen Grundschulabschluss hat, hat lediglich eine 10%ige Chance, eine Anstellung zu finden, bei einem Grundschulabschluss liegt die Möglichkeit bereits bei 50% und mit einem Universitätsabschluss bei 80-85%.

Finanziert wird das Projekt durch private Patenschaften, Sponsoring von verschiedenen Stiftungen und Vereinen, wie etwa auch durch die Stadt Bern und die Universität Bern. Auch der Nationalfonds hat Geld für verschiedene Projekte zugesprochen. Die Organisation besteht aus einem Kernteam, welches Projektverantwortliche in El Salvador akquiriert hat. Diese Projektverantwortliche sind Einheimische aus El Salvador.

Obwohl die Kriminalität in El Salvador ein sehr grosses Problem ist, war Consciente bis anhin davon nicht betroffen. Dies liegt wohl daran, dass sich in erster Linie rivalisierende Clans bekriegen und viele Konflikte auch auf den Drogenhandel zurückzuführen sind.

Berichterstatterin Chantal Carlen