Kastanienzunft (Mörel)

Monday, August 24, 2020 18:30-21:00, Mörel, Treffpunkt Parkplatz unterhalb Schulhaus
Speaker(s): Alban Albrecht, Präsident Gemeinde Mörel und Kastanienzunft

Alban Albrecht, Gemeindepräsident in Mörel, begrüsst uns auf dem Parkplatz in Mörel und verweist auf den Stadel, welcher unmittelbar an der Strasse liegt. Lange wurde überlegt, wie dieser gerettet werden kann, zumal er eigentlich zu nahe an der Strasse steht und die Sicht verhindert. Die Kastanienzunft hat sich nun diesem Stadel als ihrem neusten Projekt gewidmet. Durch Rückversetzung konnten die Sichtverhältnisse verbessert und der Stadel so beibehalten werden. Der Stadel wurde nun saniert und darin ein Dörrofen untergebracht, um die Kastanien zu verarbeiten. Der Dörrofen wird eingeheizt und auf eine Temperatur von 80 Grad gebracht. Bei wärmeren Temperaturen würden die Kastanien verbraten. Bei der Temperatur von 80 Grad werden die Kastanien fünf bis sechs Wochen gedörrt. Normalerweise würde eigentlich der Rauch durch das ganze Gebäude steigen. Dies ist aber im umgebauten Stadel aus feuertechnischen Gründen nicht möglich, darum findet sich im Stadel ein geschlossenes System.

Das Projekt der Kastanienzunft ist eingebettet in das übergeordnete Projekt der Förderung der Biodiversität. 2010 wurden in der ganzen Schweiz die verschiedenen Arten von Insekten aufgenommen. In Mörel konnten insgesamt 1'969 verschiedene Arten festgestellt werden, was am meisten in der ganzen Schweiz war. Den verschiedenen Orten wurden verschiedene Insekten als Markenzeichen zugeordnet. Mörel erhielt den Hirschkäfer.

Mitten in Mörel, direkt neben der Kirche, steht das De Sepibus Haus. Dieses wurde von der einflussreichen Familie De Sepibus erbaut. 1898 wurde es schliesslich saniert und wird auch heute noch als Altersheim genutzt. Derzeit finden sich dort elf Bewohner. Diese sollen jedoch nach Fertigstellung des Altersheims in Naters dorthin umziehen. Derzeit laufen Gespräche mit Mit Mänsch, um das De Sepibus allenfalls durch diese Organisation weiter zu nutzen.

Die Kastanienzunft war ursprünglich ein Projekt der Burgergemeinde. Die Burgergemeinde umfasst in Mörel jedoch nur sehr wenige Familien. Ihr Vermögen besteht grösstenteils aus einem Depot eingangs und einem Werkhof ausgangs des Dorfes, welche Liegenschaften vermietet werden können und so Mieterträge generiert werden. Jedoch wurde die Kastanienzunft mit 90% Geldern von aussen finanziert. Die Idee, etwas mit den Kastanien zu machen, stammte daher, dass eingangs Mörel zwei grosse Kastanienbäume standen, welche als Wahrzeichen von Mörel angesehen wurden. Aufgrund der vorbeiführenden Strasse mussten diese jedoch in den 90er Jahren gefällt werden. Jedoch gab es in Mörel schon immer Kastanien, so findet sich etwa Richtung Betten ein Weiler, welcher den Namen Kestenholz trägt. Auch bei Aufnahme des Inventars konnten 175 Kastanienbäume erfasst werden, dies bis auf 900 m.ü.M. und überwiegend auf der Südseite. Da diese Bäume teilweise sehr hoch gewachsen waren, deutet dies darauf hin, dass es diese Bäume schon lange geben musste. Als 1990 diese zwei Bäume eingangs Mörel gefällt wurden, stellte sich die Frage, wie man die Kastanien dennoch fördern könnte. Daher kam die Idee mit der Kastanienzunft. Der Boden dafür wurde zum Teil von der Burgergemeinde und zum Teil von Privaten gekauft. Die Finanzierung lief zu 10% über die Burgergemeinde. Ein Grossteil bestand aus Subventionen etwa für das Sonderwaldreservat, jedoch auch aus diversen Gönnerbeiträgen. Als der Boden erworben wurde, war dieser mit Büschen überwachsen und musste zunächst freigeschnitten werden. Dabei wurden auch 700 Meter Trockensteinmauern in Stand gestellt. Diese Arbeiten wurden grösstenteil durch den Forst ausgeführt.

2003 erfolgte der Spatenstich, 2006 wurde der erste Baum gepflanzt. Es dauert jedoch 10-15 Jahre bis ein Baum einen Ertrag abwirft. Im letzten Jahr konnte zum ersten Mal geerntet werden. Die Ernte belief sich auf 300 Kilo Kastanien. Die Erntephase ist jeweils Ende September/Anfang Oktober. Es wird baumweise geerntet. Denn es sind nicht alle Sorten bekannt, die baumweise Ernte erlaubt es, zu bestimmen, welche Sorten sich besser eigenen. Die Kastanien, welche sie weniger eignen, werden aussortiert und in den Dörrofen gegeben und schliesslich in die Mühle, um sie zu Mehl zu verarbeiten. Der Ertrag ist aber nicht besonders gross, da die Kastanien beim Dörren auf einen Fünftel ihres Gewichts zusammenschrumpfen. Es wurde dann eine Zunft gegründet, um diese für alle zu öffnen und nicht nur für die Burger. Der Mitgliederbeiträge beträgt Fr. 50.-- pro Jahr. Derzeit hat die Zunft 210 Mitglieder.

Berichterstatterin Chantal Carlen

 

Referent Alban Albrecht, Gemeindepräsident Mörel und Präsident Kastanienzunft Mörel

Weitere Bilder

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