Musikdorf Ernen - Partneranlass mit Imbiss (Flammkuchen) und anschliessendem Konzert

Monday, August 10, 2020 18:30-22:00, Ernen Dorfplatz

Nach der Begrüssung der Rotarier und der zahlreichen Gäste durch Präsident Diego Schmidhalter gab Francesco Walter (Intendant des Musikfestivals Ernen) einen kurzen Rückblick über die vergangene Saison des Musikdorfs Ernen im Schatten von Corona:

Das Musikfestival Ernen war bereit für die Saison 2020. Unter der Thema „Wo ist Beethoven“ stand ein vielfältiges Programm bereit und alles war vorbereitet. Durch den Lock down wurde dies alles in Frage gestellt. Für die Leitung stand jedoch schnell fest, dass das Festival dennoch stattfinden solle. Fieberhaft machte man sich an die Zusammenstellung eines neuen Programms unter Berücksichtigung der neuen Verhältnisse und Auflagen. Da diese jedoch lange nicht klar und ständigen Veränderungen unterworfen waren, war viel Improvisation, ständiges Anpassen und Umorganisation nötig: Musiker ausladen – andere Musiker mit Rücksicht auf ihr Herkunftsland anfragen – Programm neu gestalten – Finanzierung sicherstellen – Programm veröffentlichen – Sicherheitskonzept ausarbeiten und einreichen ...

Mitte Juni stand fest, dass das Festival in seiner neuen Form über die Bühne gehen kann. Allerdings sind es nun nur 220 bis 250 Personen, statt der gewohnten 390, die pro Konzert eingelassen werden können. Das wird auch finanzielle Auswirkungen auf das Festival, aber auch auf die ganze Region haben - beträgt doch die Wertschöpfung des Festivals rund 2 Millionen Franken.

Francesco sieht auch positive Aspekte. So wurden neue Formate geschaffen wie zum Beispiel die Konzerteinführung per Youtube. Er ist aber auch überzeugt, dass es noch nicht vorbei ist. Flexibilität und schnelle Reaktion wird weiter sehr gefragt sein. Dennoch: Ernen wird irgendwie durchkommen!

Nach der Verdankung des Vortrags kamen die Anwesenden in den Genuss von Flamkuchen und Getränken,  zubereitet und aufgetragen durch die Kochenden Rotarier. Anschliessend begab man sich gemeinsam zur Kirche, um das Konzert zu geniessen.

Unter dem Titel „Es war einmal“ erwarteten den Zuhörer drei Werke aus verschiedenen Zeitepochen und unterschiedlichen Stilen. Der Liederzyklus „Sechs Gesänge von Wilfried von der Neun op. 89“ von Robert Schumann bildete den Auftakt.

Im Jahre 1848 kam es in Dresden zu einem Aufstand der Freiheitsbewegung, welcher blutig niedergeschlagen wurde. In einem Gedichtband beschrieb Wilfried von der Neuen (Pseudonym eines jungen Theologiestudenten und „Gelegenheitsdichters“) seine enttäuschten Hoffnungen. Sechs davon wurden 1850 von Robert Schumann (ebenfalls Anhänger der Freiheitsbewegung) vertont. Die Musik ist dunkel und dramatisch und liess den Zuhörer die düstere Stimmung und den Ruf nach Freiheit des Komponisten erahnen. Schumann sagte zu seiner Musik in dieser Zeit: „Sie wurzelt in der Gegenwart und will etwas anderes erreichen als nur Wohlklang und Unterhaltung“. Dies lässt sich auch auf das zweite Werk des Abends übertragen: „Es war einmal ... 5 Stücke im Märchenton für Klarinette, Viola und Klavier“ des zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann. 2015 uraufgeführt, nimmt der Komponist Bezug auf die „Märchenerzählungen“ von Robert Schumann, ebenfalls geschrieben für diese eher seltene Ensemblezusammensetzung. So tauchen immer wieder Fragmente, Melodien oder Harmonien Schumanns auf. Doch kaum nimmt man sie wahr verflüchtigen sie sich und werden verwandelt. Widmann hat so seine eigene Märchenwelt geschaffen, die von „klirrenden, eisigen Klängen“ bis hin zu „orientalisch, in Ton und Gestus gänzlich uneuropäisch“ führt. Ein Wechselspiel zwischen ungewohnten Geräuschen und lyrisch, melancholischen Klängen.

Das dritte Werk des Abends, das „Streichquartett Nr. 10 Es-Dur op. 74“ von Ludwig van Beethoven, wurde in seiner Zeit auch als „düstere Verworrenheit“ oder „unnötiges Wirrwarr harter Dissonanzen“ bezeichnet. Heute gilt es als „freundliches, liebenswertes Stück“. Den Beinamen „Harfenquartett“ erhielt es durch die gezupften (pizz.) Stellen, die sich durch die verschiedenen Instrumente ziehen. Bei diesem Werk stand nicht die Verarbeitung eines Themas im Vordergrund sondern Beethoven nutzte Klangfarben und –effekte als Gestaltungsmittel. Das aufführende Streichquartett wusste am Montag mit einem ausgewöhnlichen Zusammenspiel zu überzeugen und die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.

Den Organisatioren des Musikfestivals Ernen gebührt ein grosses Dankeschön, dass sie es geschafft haben, trotz sehr schwierigen Zeiten solch vielfältige und qualitiv hochstehende Konzerte zu ermöglichen.

Berichterstattung Beat Jaggy

Past Präsident Francesco Walter referiert über die schwierige Organisation des Festivals während COVID-19

Weitere Bilder

Referat und Imbiss im Tellenhaus

Die kochenden Rotarier bei der Arbeit


Registration

The registration deadline has passed